Deckert Einladung

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Einblick und Aussicht


Sollte der Besucher eine Aversion gegen die Farbe Grün hegen, würde er sich bei der Betrachtung der Bilder Deckerts über die vielfältigen Variationen wundern, mit der er fiktive Landschaften auf der Basis dieser Farbe immer wieder neu erfindet. In einer umfangreichen Serie mit Arbeiten im Format 40 x 40 cm, oft zusammengefügt aus Erinnerungen an längere Wanderungen z.B. durch die Rhön oder die Rheinauen, assoziiert Deckert landschaftliche Räume mit persönlichen Erlebnissen. Dabei entsteht eine eigenartige Melange aus teils imaginierten und teils vorgefundenen Motiven.

Viele seiner Arbeiten durchzieht ein trockener Humor, zu sehen in der Bildreihe Landschaften mit Bügel von 2015.
Der Betrachter hat das erhellende Vergnügen, z.T. irrwitzige Modelle gebrauchter Kleiderbügel, über den Bildrand querformatiger Leinwände gehängt, seinem visuellen Kosmos hinzufügen zu dürfen. Ob einfach geschwungen, ansatzweise verschnörkelt oder gar liebevoll gehäkelt – die Landschaft wundert sich über ihren oberen Bildrand und der Kleiderbügel mutiert von einem Gebrauchs- zu einem Kunstgegenstand. Die Bügel „überprüfen“ die fiktive Landschaft: hält sie das aus?

Die Vielfalt von Christian Deckerts künstlerischem Schaffen spiegelt auch die Serie „Katharos“ in Form seelischer Mythenlandschaften wieder.
Auf den Papierarbeiten arbeitet Deckert filigran und erzählerisch. Er scheint in einer Mythenwelt menschliche Figuren zu finden, die seinen landschaftlichen Arbeiten fehlen. Das liegt daran, dass sich seine Landschaftsbilder erst durch den Betrachter vervollständigen; dieser im Grunde zum Bild dazu gehört.

Die Kunst von Christian Deckert kann verstrickend und unterhaltsam sein. Die Farbe Grün ist dabei immer wieder Ausgangspunkt. Ein komplexes Thema, reduziert auf das Wesentliche, ohne ästhetische Winkelzüge, so malt Deckert die ohnehin nicht abbildbare Natur.

Wulf Aschenborn